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Niko der Ketzer

Die Situation im Überblick.

Am kirchlichen Segen wird gerüttelt. Derzeit läuft das Sammeln von Unterstützungserklärungen(pdf) für ein Volksbegehren ausgehend von der Initiative gegen Kirchenprivilegien mit einem direkten Angriff auf die römisch-katholische Kirche. Mitten drin der Werbeagentur-Chef Niko Alm, der auf Branchenunkundige wohl wie ein spät pubertierender Kirchentroll wirken muss. Mit seiner Nudelsieb-Aktion hatte er schon Anfang 2010 eine Medienwelle ausgelöst um damit unter anderem auf die Initiative gegen Kirchenprivilegien aufmerksam zu machen.

 

Niko Alm - NudelsiebDie von Alm mitgetragene Initiative findet, dass die römisch-katholische Kirche vom Staat bevorzugt behandelt wird. Bei allen Einsparungsmöglichkeiten wird nie in Erwägung gezogen, mit kirchlichen Ausgaben zu sparen. Das ist auch der mediale Aufhänger für dieses Volksbegehren. Laut deren Berechnungen soll nämlich die römisch-katholische Kirche jährlich 2 oder 3 Milliarden Euro an Steuergeldern erhalten. Es ist in diesem Fall auch völlig egal ob 2 oder 3 Milliarden Euro, denn die Kirche habe zwar keine eigenen Schätzungen, aber diese Summe sei auf jeden Fall zu hoch gegriffen. Bedeutet also, dass sich die Kirche selbst unsicher ist, wie viel Steuergelder sie jährlich bezieht.

 

 

Wir haben, wie immer, eine differenzierte Meinung.

Dem Grundsatz der Initiative ist zu entnehmen, dass es sich weder gegen eine Religion noch eine Kirche, sondern gegen den Staat richtet. Gleichzeitig findet sich auf der Seite ein Kirchen ABC, welches alles andere als eine neutrale Stellung der römisch-katholischen Kirche gegenüber vermuten lässt. Beispielsweise ist unter der Dreifaltigkeit „der bei Zahlungsverzug der Kirchensteuer einlangende, dreimal gefaltete Exekutionsbescheid“, oder unter YMCA eine „bei an- und ausgehenden Pfarrern sehr beliebte Discotheken-Kette für Aufriss-Training“ zu verstehen. Man muss kein Kommunikationstheoretiker sein um die Widersprüchlichkeit in den Aussagen der Initiative zu erkennen.

 

Eine mögliche Erklärung für das aggressive Trollen ist, dass die Initiative gegen einen übermächtigen Gegner kämpft und daher eine sehr enge, dafür umso mehr gerichtete, Meinung vertreten muss um überhaupt gehört zu werden. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Wäre es in so einer Situation denkbar eine andere Strategie zu wählen?

 

Auch die einseitige Kritik der Initiative, dass der Staat über Steuerbefreiungen und Subventionen jährlich 2 oder 3 Milliarden Euro an die Kirche zahlt ist sicherlich Teil dieser Strategie. Es wird darauf „vergessen“, dass die Kirche auch Ausgaben hat und durch Bau- oder Renovierungsaufträge das Geld wieder in Umlauf kommt. Was natürlich keine Rechtfertigung für den Staat ist, sich diesen Luxus zu leisten.

 

Damit sind wir bei der Frage wie sich diese medial ausgetragene Debatte weiterentwickeln wird. Einerseits ist es schlichtweg indiskutabel, dass die Kirche ihre finanzielle Lage nicht beziffern kann. Andererseits bleibt abzuwarten, ob die Initiatoren des Volksbegehrens gegen Kircheninitiativen auf eine mildere Strategie umstellen werden, um einen breiteren Zuspruch zu bekommen.

 

Wer weiß, vielleicht geht auch die aggressive Strategie auf. Ich glaube es nicht.

 

 

komm.moritz, Redakteur bei KOMMPress, lebt, studiert und trollt in Wien.

2012-02-09 14:39
von komm.moritz
(1 Kommentare)

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Kommentar von Peters

ja aber wieso sollt sich die initative nicht gg den staat richten. mit einer anderen gesetzesngrundlage könnte man den einfluss der kirche zurückdrängen. jetzt ist es die kirche die viele regeln im staat vorgibt (ladenöffnungszeiten, kirchensteuereintreibungen ...). diese beeinflussung versucht der niko alm doch aufzudecken oder?

2012-02-10