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„Wir sind keine Mensa“

Exklusives Interview mit Frau Artner vom gleichnamigen Betrieb.

Vor kurzem hat die selbsternannte „Initiative für Besseres Essen Jetzt“ ihre Guerilla-Plakataktion durchgeführt, um auf das Preis-Leistungsverhältnis beim Gastronomiebetrieb Artner aufmerksam zu machen.

Jetzt hat KOMMPress-Redakteur Florian Schleicher gemeinsam mit Fotografin Stephanie Prochazka in einem exklusiven Interview Frau Karin Artner zu den Vorwürfen befragt.

„… wie die Studenten immer so schön sagen“

KOMMPress: Wie würden Sie einem Studenten der gerade an der FHWien beginnt, Ihre Kantine in drei Worten beschreiben?

Artner: Warum wird es als Kantine bezeichnet? Ich stoße mich schon mal an diesem Wort, denn es ist keine Kantine oder Mensa wie die Studenten immer so schön sagen. Wir sind ein Restaurantbetrieb der versucht, wirtschaftlich in diesem Haus zu arbeiten. Wenn Sie so aus dem Nichts drei Begriffe für einen Betrieb wollen, dann halte ich das für eine unsinnige Fragestellung.

KOMMPress: Finden Sie, dass der Slogan „Die köstliche Seite der Bildung“ auf Ihren Betrieb zutrifft?

Artner: Ich denke schon. Der Slogan wurde auch gemeinsam mit der Werbeakademie und einem Trainer vorgeschlagen, ich denke er passt für dieses Haus.

„… das ist für mich auch nachvollziehbar“

KOMMPress: Was glauben Sie war der Auslöser für die Guerilla Aktion? (KOMMPress berichtete über die Flyer-Plataktion der „BEJ“-Initiative im Gebäude der FHWien)

Karin Artner. Foto: moiraArtner: Ich nehme an, dass wir in diesem Haus als Mensa wie auf einer Uni bezeichnet werden. Das sind wir aber gar nicht. Ich glaube, der Auslöser war der Preis und das ist für mich auch nachvollziehbar, wenn ich Student wäre. Dieser Weg der gewählt wurde, ist für mich keine konstruktive Kritik. Die haben sich anonym mit einem Mail an mich gewandt, wo ich nicht gewußt habe was da passieren sollte. Ich kann ja auch als Gastronomiebetrieb nicht plakatieren, dass hier schlechte Kurse gemacht werden...
Ich bin mir auch ganz sicher, dass sich keiner der Studenten getraut hätte etwas gegen die FHWien zu sagen, denn da wären die Konsequenzen sicher in eine ganz andere Richtung gegangen.

 


„… nicht notwendig auf dieses Mail zu antworten“

Karin Artner. Foto: moiraKOMMPress: Also Sie haben damit gerechnet, dass wahrscheinlich eine Aktion stattfinden wird?

Artner: Das war ein allgemeines Mail, das niemand konkret unterschrieben hat. Nachdem bereits am selben Tag diese Plakate gehangen sind, war es für mich nicht notwendig auf dieses Mail zu antworten.

KOMMPress: In dem Interview, das wir mit den Urhebern geführt haben, wurde erwähnt sie hätten das Mail vier Tage vor der Aktion geschickt. Stimmt das?

Artner: Das kann gut sein, dass erst vier Tage nachher mit der Aktion begonnen wurde. Wenn ich Ihnen ein Mail anonym schicke, dann weiß ich nicht wie Sie darauf reagieren würden. Ich habe daraus nicht erkannt mit welcher Ernsthaftigkeit man sich damit auseinandersetzen muss wenn „BEJ“ als Unterschrift angegeben wird.

„…nicht in Ordnung wie sich die Studenten benehmen“

KOMMPress: Was hat Ihrer Meinung nach diese Aktion ausgelöst?

Karin Artner. Foto: moiraArtner: Bewirkt hat sie die Überlegungen von Seiten der FHWien, dass es nicht in Ordnung ist wie sich die Studenten benehmen. Das zweite ist natürlich, dass man die Vorwürfe hinterfragt und jetzt wird versucht eine Arbeitsgruppe zu bilden. Aber über den Preis zu diskutieren ist nicht meine Ebene, weil die Studenten kennen auch nicht meine Vertragssituation. Ich bin hier als privater Unternehmer. Auch dass die Studenten hier mit ihren Karten 10% bekommen, ist von meiner Seite gekommen. Im Nachhinein Kritik zu üben ist immer leicht.

KOMMPress: Kam im Vorhinein eine Einladung von Ihnen an die Studenten?

Artner: Es ist keiner dieser Studenten an mich herangetreten und hat gefragt warum etwas so oder so ist. Ich bin mittlerweile das siebente Jahr da, wenn es ein Problem gibt, ist es immer so dass darüber gesprochen wird. Die Aktion hat für meine Sachen überhaupt nichts bewirkt.

 


„Das ist mir schon klar, dass das nicht passen kann.“

KOMMPress: Was sagen Sie zum Vorwurf, das Preisleistungsverhältnis wäre nicht stimmig?

Karin Artner. Foto: moiraArtner: Dass das Preisverhältnis für einen Studenten, der sich sein Studium selbst bezahlt und nichts verdient nicht stimmt, ist klar. Ich zahle aber genau wie ein McDonalds Miete und ich muss als Firma funktionieren. Das ist mir schon klar, dass das nicht passen kann. Wenn ich heute an die Uni in eine Mensa gehe, kostet das Menü ungefähr drei Euro, da wird ein Großteil davon gestützt. Das ist bei uns aber nicht der Fall. Ich habe hier ein wirtschaftliches Unternehmen zu führen und mittlerweile die Verantwortung für 40 Mitarbeiter.

KOMMPress: Halten Sie die Hintergründe dieser Initiative für eine allgemeine Meinung oder für die Meinung einzelner?

 

 


„…Studenten im Haus von denen das ausgegangen ist“

Artner: Nicht für einzelne, sondern für die Studenten im Haus von denen das ausgegangen ist. Was man versuchen kann, ist für die Zielgruppe Angebote zu machen. Das Studentenmenü ist so kalkuliert, dass es genauso viel kostet, um das es verkauft wird. Wir können aber nicht fünf solche Menüs anbieten, sonst verkaufen wir nichts anderes mehr. Denn die Trainer und Lektoren konsumieren das auch. Das konnten wir im Vorhinein nicht genau abschätzen.
Beim Coffee-Shop den ich hereingeholt habe, gibt es keine Diskussionen über den Preis. Weil das ein Trend der Zeit ist und die bringen schon einen guten Ruf mit.

„Glaube nicht, dass es um eine Qualitätsdiskussion geht“

KOMMPress: Geht es bei Gastronomie und Kaffee-Verkauf nicht um andere Kriterien? 

Artner: Ja natürlich gibt es einen Unterschied. Aber wenn Sie sich in der Küche umschauen, glaub ich nicht, dass Sie irgendwelche Fertigprodukte gesehen haben. Beim Gekochten kommt natürlich noch die Geschmacksmeinung dazu. Ich glaube nach wie vor, dass das Hauptproblem für viele der Preis ist. Ich glaube nicht, dass es um eine Qualitätsdiskussion geht.

„Was hätten Sie denn gerne?“

KOMMPress: Planen Sie nun, Änderungen am bestehenden Angebot durchzuführen?

Artner: Was hätten Sie denn gerne?

KOMMPress: Ich als Teil eines Mediums kann nur die an uns herangetragenen Probleme kommunizieren. Etwa, dass es eine Woche lang das gleiche Studentenmenü gibt.

„Es läuft immer auf dieses eine Thema hinaus“

Karin Artner. Foto: moiraArtner: Es läuft immer auf dieses eine Thema hinaus, aber weil es von allen konsumiert werden kann, würde sonst nichts anderes mehr verkauft werden. Das was jetzt versucht wird ist, eine Lösung zu finden die von allen gestützt wird und die dann auch nur für die Studenten(Anm. der Red.: und nicht mehr den Lektoren)zur Verfügung steht.

Wenn Sie bei McDonalds einen Big Mac mit einem Getränk kaufen, dann liegen wir bei einem ähnlichen Preis. Da werden wir auch einen großen Teil der Studenten finden die sagen, sie hätten lieber einen Big Mac, aber das ist ja auch so eine Sache...

 

 

 


„Die Studenten sollen herkommen und reden“

KOMMPress: Gibt es etwas, das Sie den Urhebern der Guerilla-Aktion gerne auf diesem Weg mitteilen würden?

Artner: Das Entgegentreten war für mich keine konstruktive Kritik. Die Studenten sollen herkommen und reden. Ich glaube nicht, dass diese Aktion notwendig war.

KOMMPress Redakteur whoelse: Danke für Ihre Antworten und Ihre Zeit.

Danke auch an KOMMPress-Fotografin moira für die Fotos!

2008-12-23 17:23
von komm.janedoe
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