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„Man sollte aufpassen, was man preisgibt“

Exklusives Interview mit dem Inhaber des Facebook-Accounts „FH Wien Studenten“.

Wer steckt hinter dem Facebook-Account „FHWien Studenten“? Ein paar Studenten? Eine Firma? Ein Mitglied des FH-Teams? Oder gar Studienleiterin Frau Mag. Martin selbst? 

Während andere noch rätseln und sich neue Gerüchte entwickeln, haben die beiden KOMMPress-Redakteure Richard Pyrker und Florian Schleicher herausgefunden, wer sich wirklich hinter dem Profilbild mit dem FHWien Logo versteckt!

Niemand ist anonym – und so war es auch möglich, an eine E-Mail-Adresse zu kommen und ganz im Zeichen des investigativen Journalismus aufzudecken: Philipp Stummer heißt er, der Betreiber des Accounts. 

Wer er ist und was er mit dem Account, den Daten und seinen über 500 „Freunden“ vorhat findet ihr im KOMMPress-Interview.

„Ich adde jetzt auch Leute, die ich nicht kenne“

KOMMPress: Bist du wirklich Student an der FHWien?

Philipp Stummer. Foto: komm.ripStummer: Ja, bin ich wirklich. Ich studiere MARS (Marketing und Sales, Amn.) im 3. Semester und mache gerade meinen Master-Abschluss. Nebenbei habe ich eine eigene Eventfirma und veranstalte wöchentlich dasBehave im U4.


KOMMPress: Mit deinem Privataccount hast du über 2.200 Freunde. Wie definierst du den Begriff „Freund“ auf Facebook?

Stummer: Ich hab sehr lange Zeit auf Facebook nur Freunde oder Bekannte geaddet, die ich wirklich kenne. Dann haben Leute, die ich nicht gekannt habe, angefangen, mich zu adden. Darauf habe ich mir gedacht: Egal, ich adde jetzt auch Leute, die ich nicht kenne. Da ich jetzt schon drei Jahre auf Facebook bin und auch im Auslandssemester viele neue Menschen kennengelernt habe, sind eben diese 2.200 Freunde zusammengekommen.

„Flyer auf der Straße nimmt man nicht mehr wahr“

KOMMPress: 
Welchen Stellenwert hat 
Social-Media-Werbung für dich im Vergleich zu klassischer Werbung über Plakate und Flyer?

Stummer: Für mich einen sehr hohen. Ich meine, wenn man das richtig anwendet, dann hat das einen sehr großen Impact. Einen Flyer auf der Straße nimmt man nicht mehr wahr, ein Plakat auch nicht mehr – beides kostet vor allem sehr viel. Werbung in Social Networks ist interaktiv, wenn man es richtig anwendet.

KOMMPress: Du arbeitest für einen Eventveranstalter, heißt das, dass du auch für deine Events als „FHWien Studenten“ werben wirst?


Stummer: Nein, das werde ich nicht. Zumindest nicht, wenn es keinen FH-Bezug dazu gibt. Der FH-Account soll auch in erster Linie keine Werbeplattform, sondern mehr ein Kommunikationsmittel sein.
 

„Wenn es eine FH-Party im U4 gibt, werde ich sie bewerben.“

KOMMPress: Was hast du eigentlich für einen Job?


Philipp Stummer. Foto: komm.ripStummer: Ich hab mich vor zweieinhalb Jahren im Eventbereich selbstständig gemacht, habe erst mitAllover, einem Studentenclubbing, angefangen. Jetzt bin ich beim U4 tätig und für den Samstag verantwortlich. Ich wurde vor allem deshalb dort eingestellt, weil ich mich in Social Networks gut auskenne und sie glauben, dass ich viele Leute dadurch mobilisieren kann. 

KOMMPress: Das heißt, wenn es eine FH-Party im U4 gibt, würdest du sie sehr wohl auf Facebook bewerben?

Stummer: Wenn es eine FH-Party im U4 gibt, werde ich sie bewerben.

 

KOMMPress: Wenn du aber keine Werbung mit dem Facebook Account machen willst, wozu gibt es ihn dann?

Stummer: Das ganze hat in der Arbeit begonnen, als ein WU Student, ein Student von der Uni Wien und ich eine Diskussion hatten wer mehr Leute mobilisieren kann und welche Gemeinschaft eher zusammenkommt (Aktion fand im September 2009 statt, Anm.). Ich hab dann die Behauptung in den Raum gestellt, dass die FH Studenten sich am meisten zusammengehörig fühlen. Ich habe dann gemeinsam mit meinen Kollegen ein Wettrennen veranstaltet, wer mehr Leute in einem Monat zusammenbringen kann – gewonnen haben die Uni-Wien-Studenten, aber wir sind immer noch vor den WU-Studenten!

„Das Moodle ist ja ganz nett, aber…“

KOMMPress: Und wie geht’s jetzt weiter?

Screenshot des Facebook Accounts von Stummer: Die Accounts „schlafen“ mehr oder weniger, wobei ich den FH-Account noch gerne als Austausch für Diplomarbeiten oder als Anlaufstelle für die FH nutzen möchte. Gerade das ist etwas, was mir fehlt: Eine zentrale Stelle, wo man miteinander kommunizieren kann. Das Moodle ist ja ganz nett, aber eine Plattform wo alle Studenten miteinander kommunizieren können, das fehlt.

 

 

 

 

 




(Im Bild: Screenshot des Facebook-Profils „FH Wien Studenten“)


„…ich nehm auch keine Daten von den Usern heraus!“

KOMMPress: Weißt du eigentlich, dass eure Accounts gegen die Nutzungsrechte von Facebookverstoßen?

Stummer: 
Natürlich wissen wir das – ich habe Facebook ziemlich gut studiert. Ich mache aber nicht so viel damit und ich nehme auch keine Daten von User-Accounts (angemeldeten Benutzern, Anm.) heraus! Insoferne sehe ich das mehr als Spaß-Projekt. 

„Die 1.700 Userdaten sind für uns absolut irrelevant“

KOMMPress: 
Ihr habt jetzt über 1.700 Daten von Accounts und die nutzt oder speichert ihr nicht?


Stummer: Nein, damit fangen wir auch gar nichts an. Die 1.700 Userdaten sind für uns absolut irrelevant. Wir laden die Leute nur hin und wieder zu Events ein. 

„Ich traue der FH nicht zu, dass sie das wirklich sinnvoll nutzen werden.“

KOMMPress: Die FHWien möchte, laut unseren Quellen, dieses Jahr auch selbst mit ihrem Social-Media-Auftritt beginnen. Was, wenn sie dich fragen,ob sie den Account haben können? Bekommen sie den von dir, oder was sagst du ihnen?


Stummer: Ich würde ihnen vorschlagen, dass ich das gerne für sie mache – sie mir sagen, was sie gerne hätten und ich das professionell umsetze. Ich bin da sehr skeptisch, weil solche Accounts schnell untergehen können, nicht professionell geführt oder mit Informationen „überfüllt“ werden. Ich traue der FH nicht zu, dass sie das wirklich sinnvoll nutzen werden.

KOMMPress: In einem Kurzhinweis der Tageszeitung 
HEUTE vom 9.12.2009 wurde geradezu davor gewarnt, seinen Facebook-Account fremden Leuten preis zu geben. Ist es eine Gefahr, dass viele Leute nicht wissen, wem sie ihre Daten bekannt geben?

Philipp Stummer. Foto: komm.ripStummer: Es wäre für die User prinzipiell intelligent, einige Daten auszublenden. Ich habe auch nicht alle Daten wie Handynummern eingetragen. E-Mail-Adressen sind sicher sehr gefährdet, „zugespammt“ zu werden, da bin ich sehr vorsichtig vor den rechtlichen Konsequenzen.

 

 

 

 



„…hin und wieder Informationen zu Events liefern“

Philipp Stummer. Foto: komm.ripKOMMPress: 
Glaubst du, dass es von anderen Firmen Anfragen geben könnte, ob du einen Blick auf das Profil von jemandem werfen könntest? Zum Beispiel von 
Headhuntern, die Informationen zu Bewerbern brauchen?

Stummer: Das glaub ich nicht, da ist Xing viel interessanter. Mit Fotos wäre ich trotzdem sehr vorsichtig. Aber man sollte aufpassen, was man preisgibt. Ich kann mir schwer vorstellen, dass da jemand an mich mit so einer Bitte herantritt. 

KOMMPress: Was würdest du verlangen pro Person, wenn dich eine Personalberatung darum bitten würde?

Stummer: Ich würde das nicht machen.

„Meine Arbeitszeit selbst ist zu 50% Facebook“

KOMMPress: Wie viel Prozent des Marketingbudgets investiert ihr in den Onlinebereich?

Stummer: Nachdem Facebook-Werbung um einiges günstiger ist, macht das nur einen Bruchteil unseres Gesamtbudgets aus – also ca. 10 Prozent. Meine Arbeitszeit selbst ist zu 50 Prozent Facebook, das hängt aber natürlich davon ab, wie stark man selbst involviert ist. Ich pflege meinen Account auch sehr. 

KOMMPress: Hast du irgendwelche Vorbilder in dem Bereich?

Philipp Stummer. Foto: komm.ripStummer: Nein, eigentlich nicht. Ich hab damit vor drei Jahren angefangen. Erst auf StudiVZ, das mittlerweile für mich wieder gestorben ist. Dann haben die Leute Facebook entdeckt... Da ich bei Facebook, als der große Run vor einem dreiviertel Jahr stattfand, auch schon länger „groß“ war, sehe ich mich da selbst in einer Vorreiterrolle. Ich glaube auch, dass Twitterbald noch viel größer rauskommt und fange jetzt schon an da was für uns aufzubauen.

KOMMPress: Das heißt, es wird dann so einen „FHWien Studenten“-Account auch auf Twitter geben?


Stummer: (Lacht) Nein, das glaube ich nicht…

KOMMPress Redakteure rip (auf Facebook 802 Freunde) und whoelse (mit 191 Facebook-Freunden)Danke für deine Zeit, Philipp!

2009-12-21 16:36
von komm.janedoe
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