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"Tarzan betrieb natürlich Integrierte Kommunikation"


Univ-Prof. DDr. Roman Brandtweiner, Lektor FHWien im Unterricht, Foto: flowLektor Univ.-Prof. DDr. Roman Brandtweiner im Interview

Lehrveranstaltung: Integrierte Kommunikation (Northwestern)
Im 2. Semester JG 2010 BB seit 12. Mai 2007

Nach anfänglichem Spam-Unglück bei der E-Mail Übermittlung erreichte KOMMPress-Redakteur Florian "flow" Ulbing den Lektor persönlich bei der ersten Lehrveranstaltung und konnte ihn zur Teilnahme bewegen. Ein paar Tage später, pünktlich um 00:27 Uhr, erreichten uns die von unseren Lesern sehnlich erwarteten Antworten.

KOMMPress: Haben sie eine persönliche Vision, und wie sieht diese aus?

Brandtweiner: Meine Vision ist das Erreichen des individuellen Idealzustandes in einer kapitalistischen Gesellschaft: glücklich, reich und unwichtig sein! Meiner Meinung nach ist es gegenwärtig wichtiger denn je, eine Balance zwischen Arbeit (offizielles Leben) und Freizeit (privates Leben) zu finden, denn nur eine Ameise lebt um zu arbeiten, der Mensch arbeitet für gewöhnlich um zu leben (Pathologien gibt’s immer und überall, gefährlich wird’s nur wenn diese zum Ideal hochstilisiert werden). Ich möchte ein erfülltes Leben leben, im Kreise meiner Familie alt werden sowie glücklich und gesund bleiben. Wenn ich beim Verlassen dieser Welt sagen kann "es gibt kaum etwas, dass ich das nächste Mal anders machen werde", dann hab ich meine Vision gelebt.

KOMMPress: Können Sie das Thema "Integrierte Unternehmenskommunikation" in einem Wort oder in einem kurzen Satz zusammenfassen?

Brandtweiner: Konsistente, der Zielerreichung dienende Selbstdarstellung einer Organisation nach innen und außen.

KOMMPress: Sie haben in der letzten Lehrveranstaltung den Eindruck eines faszinierenden Lektors hinterlassen. Welchen Eindruck haben wir bei ihnen hinterlassen?

Brandtweiner: Danke für die Blumen, Sie können mit dem positiven Feedback in der Lehrveranstaltung gerne fortfahren. Sie können sich gar nicht vorstellen wie viel Lob ich ertragen kann ;-)

Sie haben bei mir auch einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Sie waren aktiv, haben mitgedacht, kritische Fragen gestellt und an den richtigen Stellen meines Vortrags gelacht (was mich ausgesprochen gefreut hat). Immer wenn ich nach einer LV-Einheit mit Ihnen den Hörsaal verlasse, hab ich ein positives Gefühl und das ist definitiv nicht immer so. Ich unterrichte bei Ihnen wirklich gerne.

KOMMPress: Glauben Sie, Österreich ist in kommunikationswissenschaftlichen Errungenschaften in Bezug auf Social Networking oder besser "Freunderlwirtschaft" Vorreiter, und ist dies ethisch bedenklich?

Brandtweiner: Nein Freunderlwirtschaft, Social Networking oder Lobbying oder wie Sie es immer sonst noch nennen mögen, ist in Österreich nicht stärker ausgeprägt als irgendwo anders. Wir sind da sicher keine Vorreiter. Ethisch bedenklich wird es nur dann, wenn dadurch demokratische Entscheidungen ad absurdum geführt werden oder institutionalisierte, systematische Benachteiligungen einzelner Bevölkerungsgruppen entstehen. Es ist eine natürliche Eigenschaft des Menschen, zu versuchen für seine Meinungen und Überzeugungen Mehrheiten zu finden, sich mit Gleichgesinnten zu umgeben und diese an wichtigen Positionen zu platzieren bzw. diese Meinungen prominent und medienwirksam zu platzieren. Der Versuch, jemanden zu überreden ist nicht unethisch. Unethisch wird es, wenn abweichende Meinungen unterdrückt, verfolgt oder negativ sanktioniert werden. Auf EU-Ebene oder in den USA gibt es viel mehr professionellen Nepotismus als in Österreich, bei uns ist er deshalb so auffällig, weil er meist sehr unprofessionell betrieben wird.

KOMMPress: Sie haben einige akademische Titel - Hut ab, wie viele Titel kann ein Mensch haben und welchen streben sie noch an?

Brandtweiner: Sie haben natürlich recht: Titel hab ich genug. Trotzdem kann ich zum "wie viel?" nur sagen: "No limits!" Zu den von mir noch angestrebten Titeln gehört jedenfalls ein typisch österreichischer: Wenn ich so um die 60 bin, würde ich gerne "Hofrat" werden, ich finde das hat so was gesetztes, erhabenes ;-) Dann möchte ich noch, dass mich die Queen adelt, ich finde "Sir Roman" klingt irgendwie sexy!

Univ-Prof. DDr. Roman Brandtweiner, Lektor FHWien im Unterricht, Foto: flowKOMMPress: Was ist ihre Meinung zum "ökologischen Footprint" und welches Kommunikationsmodell würden Sie anwenden, um diese Idee zu verbreiten [Anm: Footprint ist das Semesterprojekt des JG 2010 BB]?

Brandtweiner: Der ökologische Footprint ist eine sehr gute Idee - Ein Modell, das aufzeigt, wie ressourcenintensiv unser Lebensstil ist. Allerdings ist er nicht leicht zu kommunizieren. Bei einer solchen "weltverbessernden" Botschaft ist es aber wichtig, verstanden zu werden. Als theoretische Grundlage eines Modells würde ich den Symbolischen Interaktionismus nehmen und die von Burkart vorgeschlagene Differenzierung der Kommunikationsziele und Intentionen. Dann eine Zielgruppe identifizieren, die ich überzeugen will und empirisch oder sekundäranalytisch ermitteln, mit welchen sprachlichen Symbolen ich arbeiten muss, um sicher verstanden zu werden. Dann müsste eine Botschaft mit optimalem Impact generiert werden - dabei würde ich auf eine Maximierung der kognitiven Dissonanz bei den Rezipienten setzen.

KOMMPress: Da sie Kinder haben, fragen wir uns, ob sie ein strenger Vater sind. Zu wie vielen und welchen akademischen Titeln würden sie ihnen raten?

Brandtweiner: Ich bin - so glaube ich - kein strenger Vater. Obwohl ich bei Stress die Tendenz habe, daheim eine gewisse Nervenschwäche zu zeigen. Ich arbeite aber intensiv an einer diesbezüglichen Charakterverbesserung. Ich rate meinen Kindern jedenfalls zu einem akademischen Abschluss (einer reicht vollkommen!), wobei es meiner Meinung nach egal ist, was sie studieren. Latein, Numismatik oder Philosophie wären genau so gut wie Informatik, Betriebswirtschaft oder Kommunikationswirtschaft. Ein Studium an sich halte ich aber für wichtig, mehr aus Gründen der Persönlichkeitsbildung und der Problemlösungskompetenzentwicklung als wegen des formalen Wissenserwerbs.

KOMMPress: Urtarzan Jonny Weissmüller [Anm: Im Vorsemester analysierten wir den Film "Tarzan" in der Lehrveranstaltung Kommunikationswissenschaft] ist schon länger tot als sein kürzlich verstorbener Kollege Gordon Scott. Denken Sie, es wird je wieder einen Tarzan geben der unter den Achseln rasiert ist und glauben Sie, Tarzan betrieb integrierte Kommunikation?

Brandtweiner: Einen Tarzan der unter den Achseln rasiert ist, wird es jedenfalls wieder geben, zumal ich in einem Lifestyle Magazin gelesen habe, dass das diesen Sommer von allen Männern erwartet wird. Ich muss aber darauf hinweisen, dass Mann nicht jede Erwartung erfüllen kann (und will)! Tarzan wird es immer geben weil er einen männlichen Archetypus verkörpert und einen derartigen prototypischen Archetypus kann kein Gender-Mainstreaming beseitigen, der sitzt uns Männern nämlich in den Genen, genauso wie die weiblichen Archetypen den Frauen in den Genen sitzen. Ich denke, wir sollten diese in den Archetypen manifestierte Geschlechterdifferenz pflegen und kultivieren. Leben, Dynamik, Bewegung, alles entsteht aus solchen energetischen Potentialunterschieden. In diesem Sinne kann ich nur hoffen, dass sich speziell die jungen Menschen (beider Geschlechter) den Archetypen in ihnen besinnen und sich nicht "androgynisieren" lassen.

Tarzan betrieb natürlich Integrierte Kommunikation, sein Schrei ist das ultimative Signal. Der Tarzanschrei wird von praktisch allen Lebewesen richtig verstanden. Die von den tierischen und menschlichen Rezipienten erwarteten, situationsspezifischen Verhaltensänderungen finden immer statt.

KOMMPress: Danke für das ausführliche Interview. Auf eine weiterhin schöne Lehrveranstaltung!
2007-05-17 16:46
von komm.true
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