„Ihr seid nicht alleine mit eurem Unmut über Artner!”
Exklusives Interview mit den Guerilla-Plakatierern der „Initiative für Besseres Essen Jetzt”.
Letzte Woche wurde von der selbsternannten „Initiative für Besseres Essen Jetzt” eine Guerilla-Aktion im Gebäude der FHWien gestartet.
Auf den am Campus verteilten Flyern und Plakaten wurde das
Preis-Leistungsverhältnis des Artner Gastronomiebetriebs kritisiert.
Mittels Botschaften aus dem letzten Wahlkampf (siehe Faksimile) wurde
auf den Kantinenbetreiber hingewiesen.
Die nicht genehmigten Flugblätter wurden bei allen drei Verteilungs-Wellen rasch von der FH-Leitung entfernt.
Obwohl die Urheber der Aktion anonym bleiben wollen, ist es den KOMMPress-Redakteuren Richard Pyrker und Florian Schleicher gelungen, ein exklusives E-Mail-Interview mit der Initiative zu führen.
Die Initiative berichtet KOMMPress worum es in der Aktion ging, was der Auslöser war und dass Gastronomiebetreiber Artner vorgewarnt wurde.
Auf Anfrage von KOMMPress wollte Kantinen-Geschäftsführerin Frau Karin Artner
vorerst kein Statement abgeben. Sie betonte „dass ein derartiges
Vorgehen nicht meiner Vorstellung von Kritik und Kommunikation
entspricht”. Außerdem erwähnte sie, dass „seitens der FHWien ein Termin
mit Vertretern der Studierenden, der FH und der Gastronomie organisiert”
wird.
„Qualität und der Preis sind überhaupt nicht stimmig...”
KOMMPress an die „Initiative für Besseres Essen Jetzt”: Warum wurde jetzt mit der Aktion begonnen? Gab es einen aktuellen Hintergrund?
Initiative: Unsere Aktion bezieht sich auf einen Gedanken, der von vielen in den div. Institutionen dieses Hauses geteilt wird.
Die Qualität und der Preis bei Artner´s sind hier überhaupt nicht stimmig, und daran hat sich bis jetzt nichts geändert.
„Adresse haben die Verantwortlichen bereits vor der Aktion gehabt...”
KOMMPress: Was ist das langfristige Ziel der Initiative? Ist ein direkter Dialog mit Artner ein Wunsch?
Initiative: Unser langfristiges Ziel ist es, für bessere Qualität
in der Artner-Kantine zu sorgen. Unser kurzfristiges Ziel war es,
darauf aufmerksam zu machen. Falls die Artner -Geschäftsführung an einem
Dialog interessiert ist, dann weiß sie wie sie uns erreichen kann, denn
unsere Mail-Adresse haben die Verantwortlichen bereits vor der Aktion
gehabt! Sie lautet besseresessen@gmail.com - wir freuen uns über Kritik und weiteren Anregungen!
„Ihr seid nicht alleine mit eurem Unmut über Artner!”
KOMMPress: Werden Konsequenzen für die Initiative befürchtet?
Initiative:
Warum sollten wir Konsequenzen fürchten? Wir haben auf einen Missstand
aufmerksam gemacht, dabei sind wir immer auf der legalen Seite
geblieben. Was uns von vielen anderen Artner-Gästen unterscheidet, ist
dass wir uns positioniert haben und klar Stellung bezogen haben: Ihr
seid nicht alleine mit eurem Unmut über Artner. Das ist uns unserer
Meinung nach gelungen.
„Eine Idee braucht keine Gesichter...”
KOMMPress: Gab es Versuche seitens FH-Leitung oder Artner, euch als Urheber zu enttarnen?
Initiative: Nein. Und wir würden es auch begrüßen wenn es so
bleiben würde. Denn wir wollen uns als Personen nicht in den Vordergrund
stellen. Uns geht es um eine Idee, und diese braucht keine Gesichter –
wir sammeln unsere Stärke in den Köpfen der Menschen und in der
Anonymität können wir ohne unseren Status bekanntzugeben grenzenlos
agieren.
„... und Aktionen angekündigt”
KOMMPress: Warum wurde nicht versucht, über die Studienvertretung oder die FH-Leitung zu intervenieren?
Initiative:
Wir haben vor unserer Plakatierungswelle an die Artner-Geschäftsführung
ein Mail geschrieben, in dem wir unsere Position dargelegt haben und
unsere Aktionen angekündigt haben. Dass unsere Nachricht gelesen wurde
wissen wir, da wir ein internes Artner-Mail (welches uns unbeabsichtig
weitergeleitet wurde!) bekommen haben.
Wir haben dann drei Tage verstreichen lassen, und keinerlei Antwort
bekommen die angedeutet hätte, dass ein Dialog gewünscht wird!
„Im Falle Artners ist der große Bohrkopf sehr angemessen”
Wir sind der Meinung, dass eine Veränderung so wie es sich die meisten
Artner-Gäste wünschen, nur durch das Aufrütteln der vorhandenen
Strukturen funktionieren kann. Mit dem kleinen Bohrer kann man ein
großes Loch im Zahn schwer beseitigen. Im Falle Artners ist der große
Bohrkopf sehr angemessen. Dabei geht es uns nicht darum andere Stellen
zu umgehen, sondern um eine neue Denkweise: Missstände müssen
angesprochen werden - offen und manchmal eben provokativ!
KOMMPress: Sollen noch mehr Aktionen erfolgen und wie?
Initiative:
Wir hoffen, dass nun ein Dialog gefunden werden kann und sich etwas an
den bisherigen Missständen ändert, dann sehen wir keinen Grund unsere
Aktion fortzusetzen!
„Nehmt den Dialog ernst ...”
KOMMPress: Plant ihr andere Guerilla-Aktionen zu anderen Themen?
Initiative: Missstände, wie das unverhältnismäßige Verhältnis
zwischen Artner-Qualität und dem Preis müssen aufgedeckt werden.
Prinzipiell sind wir immer für dialogische Lösungen aber manchmal müssen
Strukturen wachgerüttelt werden. Als Tipp für alle Strukturen daher:
Nehmt den Dialog ernst, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt!
„... nur Emotionen können motivieren”
KOMMPress: Wie ist euch die Idee dazu gekommen, diesen Guerilla-Weg zu wählen (etwa im Rahmen einer Lehrveranstaltung, *lol*)?
Initiative: Uns ging es um die Aufmerksamkeit für die Thematik.
Der Guerillakämpfer tritt auf, wo er am wenigsten erwartet wird – in den
Emotionen der Menschen und nur diese können motivieren, den Weg zur
Veränderung anzustreben!
KOMMPress: Geht es euch um die Sache selbst (Artner-Essen) oder darum, Guerilla-Aktionen an sich zu testen?
Initiative: Uns ging es um den Missstand der Artner-Kantine. Ein
Nebeneffekt davon war sicherlich auch etwas über die Anwendung und
Folgen von Guerilla-Aktionen zu erfahren.
„Ideen können nicht aufgehalten werden...”
KOMMPress: Seid ihr ein ständiges Team bzw. wie viele Leute seid ihr?
Initiative:
Es geht nicht um das Team oder um die Menschen die dahinterstecken. Wir
wollen als Personen keine Bühne - sondern eine Bühne für eine Idee
schaffen. Ideen können nicht aufgehalten werden wenn ihre Zeit gekommen
ist.
KOMMPress: An welchem Studiengang / Institut seid ihr?
Initiative: Wir wüssten nicht, warum das eine Rolle spielen sollte.
KOMMPress Redakteure: Danke für das Interview!
KOMMPress betont an dieser Stelle die Wahrung von
Persönlichkeitsrechten im Sinne des Redaktionsgeheimnis und verpflichtet
sich weiterhin einer investigativen und möglichst ausgewogenen
Berichterstattung.