Social Media in Österreich
Unter Social Media („soziales Netzwerk“) versteht man im Allgemeinen persönliche Beziehungsgeflechte, Freundes- und Bekanntenkreise sowie das eigene berufliche Netzwerk. Social Networks im Internet sind hingegen lose Verbindungen von Menschen in einer Netzgemeinschaft.
Werden über diese Netzwerke gemeinsame Inhalte geteilt, spricht man von Social Media. Das größte Netzwerk dieser Art mit weltweit rund zwei Milliarden aktiven Nutzern ist Facebook.
Seit wann gibt es „soziale“ Internetseiten?
Soziale Netzwerke wurden vor allem ab der „Web 2.0“ Definition von Autor Tim O’Reilly (in einem Aufsatz von 2005) als eigenständige, neuartige Entwicklung im Internet wahrgenommen. Das Erfolgsrezept dieser Kommunikations-Plattformen ist die direkte Kommunikation zwischen den Menschen, die sie nutzen. Selbsterstellte Inhalte (User-generated content) nehmen einen höheren Stellenwert als vorgefertigte Medieninhalte ein. Soziale Netzwerke ermöglichen die Verbindung mit Freunden. Blogger-Plattformen ermöglichen das einfache Erstellen von Inhalten. Konsumenten werden selbst zu Produzenten, jeder bekommt seine „15 Minuten Ruhm“ – und das im Direkt-Videostream vom eigenen iPhone auf den öffentlichen YouTube-Kanal. Kunden bewerten die Produkte von Firmen und werden zu wichtigen Markenbotschaftern (Influencern). Und die Anbieter selbst sind auf der Jagd nach möglichst vielen Usern, die Daten generieren – das „Öl des Informationszeitalters“.
Wie hat sich die Medienwelt mit dem Social Web verändert?
Die Kommunikation im Netz verändert sich parallel zur Einführung neuer Web-Technologien. Den größten Einfluss auf die Online Kommunikation der letzten Jahre hatten jedoch die Nutzer selbst. Webseiten werden inzwischen mehr als Transportmedien verstanden, als Plattformen für die eigene Repräsentation im Netz. Aus starren Seiten wurden dynamische Dienste. Anfangs waren es nur Subkulturen, die sich über soziale Netzwerke organisiert und informiert haben. In Communities, auf Online-Foren, Wikis oder größeren Blogs kann man sich zu Spezialthemen unterhalten. Inzwischen findet dieser Dialog aber in größeren Netzwerken statt, hauptsächlich über das alles vereinende Facebook. Damit ist eine wichtige Hemmschwelle gefallen: Nicht mehr nur „Geeks und Nerds“ können das Internet für eigene Ideen nutzen, sondern jeder Onlinenutzer.
Die 90-9-1 Regel von Webdesign-Experte Jakob Nielsen erklärt das Verhalten von Internetnutzern: 90% der Nutzer lesen und schauen zu, 9% beteiligen sich manchmal an einer Diskussion, und nur 1% der Nutzer erstellen selbst aktiv Inhalte. Diese an sich wenigen Konsumenten haben jedoch eine starke Bedeutung, denn ihre Inhalte (oder die für sie aufgebauten Plattformen und Regeln) werden von den restlichen 99% Internetnutzern zumindest aufgerufen. Wie dieser Text, den Sie gerade auf Pyrker.com lesen!
Beliebte Social Media Plattformen
Social Media Prisma (cc) ethority
- YouTube
- Flickr
… sowie viele mehr. Welche Besonderheiten bieten diese Social Websites und wie können sie von Unternehmen genutzt werden? Im folgenden ein Überblick.
Facebook ist das weltweit größte soziale Netzwerk. Etwa zwei Milliarden Menschen nutzen diesen Service mit ihrem persönlichen Profil. Zusätzlich zu den Angeboten, die private Personen betrifft (Freunde sammeln, Statusupdates schreiben, Bilder hochladen, kommentieren, etwas „liken“, Links posten), bietet Facebook die Möglichkeit, eigene Unternehmens-Seiten einzurichten. Auf diesen Seiten können ihre Betreiber aktuelle Informationen veröffentlichen, Fotos posten und mögliche Interessenten und Unterstützer durch „Likes“ zu ihrer Fangemeinde machen. Ein gut gemacht Facebook-Auftritt bietet Konsumenten wertvolle Informationen und sorgt damit für eine Intensivierung der Kundenbindung.
Mit über 300 Millionen aktiven Usern ist auch Twitter ein riesiges soziales Netzwerk. Das Besondere bei Twitter ist die künstliche Beschränkung der Länge der Beiträge. Mehr als 140 Zeichen sind für einen einzelnen Tweet nicht vorgesehen. Durch diesen kurzweiligen Stil, analog zum Schreiben einer SMS, eignet sich Twitter insbesondere für aktuelle Berichterstattungen und als Live-Ticker. Daher nutzen viele Journalisten oder Politiker Twitter als Plattform für ihre persönliche Meinung oder Neuigkeiten in Echtzeit. In Österreich gibt es ca. 150.000 Accounts (Stand 2017).
YouTube
Den gesamten Datenverkehr des Internet zusammengenommen, fließen 10% davon alleine in die Übertragung von YouTube-Videos. Die Mission des 2005 gegründeten Netzwerkes lautete „Broadcast yourself“ – was zu einer der großen Legenden geworden ist, dem sprichwörtlichen „berühmt werden mit dem Internet“. Google hat YouTube 2006 gekauft und ermöglicht den Betrieb, die Vermarktung von Werbeanzeigen und die Verteidigung von Copyright-Ansprüchen der Film/Musikindustrie. Der große Erfolg von YouTube fußt maßgeblich auf der Möglichkeit, zu den Videos Bewertungen und Kommentare abgeben zu können. Auch wurden zahlreiche Werbekampagnen rein über YouTube abgewickelt. Zum Beispiel 2011 und 2012 die „A hunter shoots a bear“ Videos von TippEx oder das Alternate Reality Game (ARG) „lonelygirl15“, in dessen Mittelpunkt eine Videobloggerin stand, die sich letztlich als Schauspielerin heraus stellte.
Flickr
Das soziale Netzwerk Flickr ist eine Fotocommunity mit weltweit 77 Millionen Nutzern. Über die Foto-Website können Fotos hochgeladen und Bilder von Freunden kommentiert werden. Selbst professionelle Fotografen nutzen Flickr, um ihre Bilder der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Eine Funktion zum Herunterladen der Bilder in hoher (Druck-)Qualität wird angeboten, ebenso ist es möglich, kostenpflichtige Foto-Rechte an Agenturen zu vermitteln bzw. weiter zu verkaufen. Viele User sehen in Flickr eine Austauschplattform auf (semi-)professioneller Ebene über Fototechniken, Stilmittel und Equipment. Die Plattform ist daher nicht für private Bildersammlungen oder Partyaufnahmen geeignet.
Der Name dieses Lesezeichen-Sammel-Networks ist eine Kreuzung aus ‚pin‘ (nach der Tätigkeit „pinnen“, also anheften) und ‚interest‘ (Interesse). Die Nutzer können wie bei Flickr Bilder hochladen, jedoch ist der Zweck der Sammlung nicht der, seine eigenen Fotos zu zeigen, sondern interessante neue Bilder zu finden. Einerseits kann man Fotos von Produkten „pinnen“, die man entweder direkt von einer Website per Klick importiert, oder man merkt sich durch einen Pin ein interessantes, ästhetisches oder lustiges Bild, das im eigenen Profil gespeichert wird. Die Erstellung von Listen (Boards) erleichtert das Durchsuchen und Stöbern in den Bildern von anderen. Da Pinterest noch verhältnismäßig jung ist, sind die Nutzerzahlen stark schwankend. Nach Schätzungen hat die Seite etwa 12 Mio. Nutzer im Monat. Tipps zur Nutzung von Pinterest durch Unternehmen finden sich im Blog des Social Media Club Austria.
Social Media in Österreich
Bereits im Jahr 1999 wurde uboot.com gegründet und konnte sich die ersten Jahre dank Gratis-SMS-Versand und Pinnwand-Kommentaren erfolgreich als erstes österreichisches Network etablieren. Im Jahr 2011 gab es einen großen Relaunch unter einem neuen Team, die ehemaligen Nutzerzahlen (bis zu 6 Mio.) konnten bisher nicht erreicht werden. Ähnliche Funktionen bot auch SMS.at, die sich dank später eingeführten SMS-Versandgebühren bis heute finanzieren können. In den Jahren 2003-2005 erlangte Twoday.net von der Agentur Knallgrau eine Bedeutung als Plattform für Blogger. Viele Initiativen, wie zum Beispiel KOMMPress – KOMMunity Press & Services an der FHWien starteten auf der Plattform ihre ersten Gehversuche.
Ausgehend von einer starken Online-Community in Oberösterreich (2003) wagte Szene1.at ab 2007 den Sprung von der reinen Party-Fotoseite zum Social Network und lebt heute hauptsächlich von Werbedienstleistungen. Das bis 2008 größte Social Network MySpace.com startete 2007 eine regionalisierte Österreich-Variante. Ebenso inzwischen von Facebook eingeholt, erlangte das deutsche Network studiVZ.net in den Jahren 2005-2008 in Österreich große Userzahlen. Daneben haben sich ein paar Websites auf Spezial-Zielgruppen etabliert, etwa Websingles.at als kostenlose Partnerbörse oder (bis 2010) auch die Chatforen des ORF (Ö3-Chat, FM4-Chat, inzwischen eingestellt) samt ihren Chatter-Treffen. Nur etwa ein Jahr lang, ab März 2012 gab es mit SanktOnline.at (später umbenannt in meinOnline) und einen weiteren Versuch, ein lokales Netzwerk in Österreich zu etablieren. Von Facebook & Co differenzieren wollte sich Sank Online mit einem eigenen Jargon („Madln“ und „Buam“, „Senf dazu geben“, „Find ich gut“ und ähnlichen Begriffen, einem Online-Magazin auf WordPress-Basis und kostenpflichtigen Unternehmer-Seiten.